Seit gut einer Woche bin ich mit dem Medion 3230 unterwegs. Allerdings fehlten mir einige Funktionen und das Display war etwas klein. Darum habe ich mir jetzt das Navigon 2110 Max zugelegt und seit heute im Einsatz. Hier mal mein bisheriger Eindruck der beiden Geräte im Vergleich (beim 2110 Max bisher nur ein Ersteindruck, in einigen Tagen gibt's mehr dazu):
Medion 3230
+ sehr scharfes Display
+ klare Farben
+ sehr gute Routenwahl (mit bekannten Routen getestet)
+ TTS in sehr guter Qualität
+ sehr intuitive Bedienung
+ Quick-Menu (selbst konfigurierbar)
+ viele Infos während der Navigation
+ mehrere Vorschläge während der Eingabe
+ aktuellstes Kartenmaterial
+ Halterung sitzt bombenfest an der Scheibe
+ schneller Sat-Fix
+ offene Systemstruktur
+ Routenberechnung auch ohne Sat-Fix (von letzter Position)
+ Akku hält im Standby tagelang
+ 3 Jahre Garantie
+ Preis
- teure Kartenupdates
- kein Realview/Spurassistent
- labile SD-Slot Abdeckung
- bei höchster Lautstärke verzerrter Klang
- Eingabe bestimmter Orte im Ausland
Navigon 2110 Max
+ Latest-Map Garantie
+ Map-Refresh Angebot für 2 Jahre
+ TMC Antenne im Ladekabel
+ gute Ansagen auch ohne TTS
+/- TTS in recht guter Qualität (nachinstalliert)
+/- z.T. sehr frühe Ansagen (700-1000m vor Abzweigung auch in Ortschaften)
+/- Bedienung erfordert Einarbeitung
- Display etwas unscharf (z.B. Straßennamen)
- Displaygröße wird kaum sinnvoll genutzt
- schlechte Halterung
- wenig Informationen während der Fahrt
- keine Routenberechnung vor Sat-Fix
- geschlossene Systemstruktur
- TTS nur gegen Aufpreis
- unflexible Routensimulation
- ab zweithöchster Lautstärke stark verzerrter Klang
- nur gesetzliche Gewährleistung, keine erweiterte Garantie
Zu einigen Punkten noch Anmerkungen:
Insgesamt war ich von der Bedienung des Navigon doch etwas enttäuscht. Während ich beim Medion immer sofort die gewünschte Funktion fand, erfordert die Bedienung des Navigon spürbar Einarbeitung. Besonders fiel es mir bei der Eingabe eines Favoriten an der aktuellen Position auf. Beim Medion fand ich die Funktion sofort, beim Navigon muss man erst einmal mit dem Finger auf der Karte herumklicken (vorher noch das Lupen-Symbol anklicken) und dann geht es noch über mehrere Untermenus - nicht sehr intuitiv und unnötig kompliziert.
Auch die Routensimulation war nicht ohne weiteres zu finden. Wenn die Navigation erst einmal gestartet ist, ist wohl keine Simulation mehr möglich. Beim Medion kann man sie jederzeit wieder aktivieren.
Die Piktogramme des Navigon sind wenig intuitiv, beim Medion sind alle Funktionen im Klartext dargestellt (außer das M für Menu und rechts unten das Quick-Menu). Auch sind die Schalter beim Navigon während der Navigation z.T. am unteren Rand des Displays und als sehr schmale Schalter ausgelegt. Sehr fummlig während der Fahrt. Beim Medion sind die beiden Menu-Schalter hoch genug um die bequem zu treffen. Andere Funktionen (Zoom, Lautstärke) liegen etwas von den Ecken entfernt gut erreichbar im Display.
Insgesamt nutzt Navigon das große Display kaum sinnvoll aus. Die ABC-Tastatur ist trotz des großen Displays kleiner als beim Medion und bedient sich dadurch noch fummliger. Hier verschenkt Navigon einen großen Teil des Displays mit leeren Rändern oben und unten. Von den bequemen großen Tasten z.B. eines TomTom Go710 könnten sich beide Geräte eine Scheibe abschneiden. Die bedient sogar ein Grobmotoriker mit Wurstfingern sicher. Auch während der Navigation werden weniger Informationen eingeblendet als beim Medion, obwohl im Display genug Platz wäre. Was nutzt mir das 4,3'' Display, wenn einfach nur der Kartenausschnitt etwas breiter dargestellt wird. Informationen wie die aktuelle Geschwindigkeit, Entfernung zum Ziel usw. sind kaum größer als beim Medion (dazu sind es wie schon erwähnt weniger Informationen gleichzeitig). Die Pfeile am Rand sind sicher nett und gut sichtbar, aber die Pfeile im oberen Teil des Medion bei reiner Kartendarstellung sind zwar kleiner, aber doch sehr gut ablesbar. Dazu gibt es beim Medion noch die nächste Straße in der passenden Farbe, also z.B. gelb/schwarze Darstellung der Info bei Bundesstraßen, blau/weiß bei Autobahnen usw. Auch das ist nur ein Detail, fällt aber sofort als fehlend auf, wenn man mit dem Navigon unterwegs ist.
Dazu kam noch eine etwas seltsame Ansage des Navigon (zu der Zeit noch ohne TTS):
Ich fuhr einen Fluss entlang, wobei der Fluss rechts von mir lag. Die Route führte dann auf eine Brücke, über die der Fluss nach rechts überquert werden sollte. Dazu musste man links in die Auffahrt abbiegen. Nach ca. 75m ging es dann rechts über die Brücke.
Ansage beim Medion:
"In xxx Metern links abbiegen, denn gleich rechts abbiegen." So soll es sein.
Ansage beim Navigon:
"In xxx Metern halb-rechts abbiegen." Dumm nur, dass rechts nichts als Wasser war, denn die Auffahrt war nun einmal links. Ohne Blick auf die Karte hätte man beim Navigon als Ortsunkundiger die Auffahrt verpasst und vergeblich rechts ins Wasser gestarrt, ob vielleicht nicht doch irgendwo eine Straße sein könnte. Ganz davon zu schweigen, dass ca. 800m weiter tatsächlich rechts eine Möglichkeit bestünde, auf einen Fuß- und Radweg direkt am Fluss einzubiegen. Wäre diese Einmündung (auf keiner Karte verzeichnet) einige hundert Meter näher an der Brücke, könnte jemand, der nur auf die Anweisungen hört, in so einem Fall sogar auf dem Radweg landen.
Auch die Schärfe der Darstellung ist beim Medion besser. Beim Navigon sind vor allem Straßennamen im Vergleich zum Medion sehr unscharf und deutlich schlechter zu lesen.
Oder warum fehlen beim Navigon z.B. während der Navigation Zoom-Tasten im Display? Über die winzige Lupe in der Ecke und das dann erscheinende, störende Menu am Rand möchte man während der Fahrt sicher nicht die Karte verändern. Beim Medion sind die beiden Zoom-Tasten immer eingeblendet und wenn man die Ansicht verändert, erscheint auch ein Schalter um zum Standard zurück zu kehren.
Auch die Autozoom-Funktion des Medion empfinde ich als praxisnäher als die des Navigon. Bei mittlerer Zoom-Stufe zeigt das Medion immer einen sinnvollen Kartenausschnitt, der einen optimalen Kompromiss zwischen Details und Weitsicht bietet. Beim Navigon ist man bei Standard-Einstellung dagegen so nah an der Karte, dass man selbst auf der Landstraße bei 90km/h gerade die nächste Kurve sieht. So stelle ich mir die größte Zoom-Stufe vor, wenn ich Fahrrad fahre. Aber für's Auto ist es suboptimal. Selbst bei kleinster Zoom-Stufe zeigt das Navigon noch einen kleineren Kartenausschnitt als das Medion auf mittlerer Stufe. Die Strecke schon ein Stück voraus einschätzen ist damit nur schwer möglich. Die größte Zoom-Stufe taugt höchstens für Fußgänger, nicht einmal auf einem Fahrrad würde ich die nutzen. Hier sollte Navigon insgesamt alle Ansichten herauszoomen oder zumindest noch 1-2 weitere Stufen einfügen.
Auch die teilweise sehr frühen Ansagen stören hin und wieder. Wenn ich innerorts 700m vor der Abzweigung die erste Ansage bekomme, obwohl noch zwei andere Abzweigungen davor liegen, kann das etwas verwirren. Auch auf der Landstraße bekam ich bei ca. 70 km/h bereits 1km vor der Abzweigung schon die erste Meldung - sofort nach Verlassen einer Ortschaft. Aufgrund der bereits kritisierten zu nahen mittleren Zoom-Stufe waren alle diese Abzweigungen noch lange nicht auf der Karte sichtbar, was bei unbekannter Strecke verwirrend gewesen wäre.
Die Navigation an sich und die Ansagen waren fast identisch zum Medion. Da geben sich beide Geräte nichts. Bei den TTS Stimmen gefallen mir einige Dinge besser bei Medion (z.B. die Aussprache) und andere wieder beim Navigon.
Auch die Auswahl von POIs ist beim Medion praxisorientierter. Beim Navigon erscheint zuerst die Liste aller POIs der gewünschten Kategorie. Bei z.T. dutzenden Parkplätzen in einer Stadt nicht sehr sinnig. Die Tastatur zur Eingabe des Namens muss man erst aktivieren. Beim Medion erscheint dagegen sofort die Tastatur, die Liste aller POIs lässt sich per Button jederzeit anwählen.
Nervig finde ich am Navigon auch, dass man scheinbar keine Routenberechnung vom letzten bekannten Standort starten kann. Als Garagenparker ist das schon lästig genug, im Parkhaus in einer fremden Stadt dürfte es dann richtig nervig sein, wenn man beim Verlassen nicht weiß, in welche Richtung man abbiegen muss. Das Medion fragt bei fehlendem Signal, ob es alternativ von der letzten bekannten Position berechnen soll - man hat die Karte damit sofort im Blick.
Ein weiteres kleines Detail wäre z.B. der Kompass. Beim Medion hat man eine animierte Nord-Nadel. Beim Navigon stehen nur zwei Buchstaben als grobe Orientierung in der Ecke (also z.B. NO wenn man ungefähr Richtung Nord-Ost fährt). Das ist so sinnfrei, dass man den Kompass beim Navigon auch gleich hätte weglassen können.
Solche Kleingkeiten setzen sich eigentlich durch die gesamte Bedienung beider Geräte fort. Die GoPal Software wirkt einfach ausgereifter, intuitiver, ergonomischer - in einem Wort "runder". Nicht, dass man mit dem Navigon nicht klar kommen könnte, aber obwohl ich ein kleiner Technik-Freak bin, spüre ich, dass ich beim Navigon Einarbeitungszeit brauchen werde, während beim Medion sofort "alles passte".
Erwähnen möchte ich auch noch besonders die nervige Halterung des Navigon. Der Hebel, mit dem der Saugnapf an die Scheibe gepresst wird, ist sehr hakelig und klapprig. Legt man den Hebel nur so weit um, wie er leichtgängig und problemlos funktioniert, reicht der Unterdruck beim Festziehen nicht aus um das Navigon an der Scheibe zu halten. Erst wenn man den Hebel mit etwas Kraft weiter öffnet als zunächst möglich scheint (dabei verzieht sich die gesamte Hebelmechanik etwas und es hakt - man hat ständig das Gefühl gleich den Hebel abzubrechen), während des Festdrückens an der Scheibe diese Kraft auch weiter hält und erst dann schließt, saugt sich die Halterung ausreichend fest an die Scheibe. Mit etwas Kraftaufwand kann man sie aber immer noch abziehen. Hoffentlich hält das auf Dauer auch bei Schlaglöchern.
Wenn Halterung bei allen 2110 Max so bescheiden ist, verstehe ich nicht, warum das nicht in Testberichten kritisiert wurde.
Ich überlege, ob ich die Halterung reklamiere (in der Hoffnung, dass meine fehlerhaft ist) oder aber in den sauren Apfel beiße und fast 50,- EUR für eine Alternative zahle.
Beim Medion dagegen läuft der Hebel zum Ansaugen nicht nur sauber über die gesamte Strecke, er rastet auch am Ende leicht ein und hält die Halterung bombenfest an der Scheibe. Die ist nicht einmal mit Gewalt zu lösen. Beim Auspacken wirkte die Halterung auf mich etwas poplig, in der Praxis allerdings hat sie überzeugt.
Am Ende stehe ich vor der Entscheidung, welches Navi ich behalten soll. Von der Bedienung würde ich eigentlich ganz klar das Medion bevorzugen. Leider fehlen da der Spurassistent und das größere Display. Hier käme natürlich ein Medion der 4xxx-er Serie in Frage. Aber da fehlt momentan das passende Aldi-Angebot mit Europa-Karten zum günstigen Preis.
Für das Navigon spricht vor allem das wirklich unschlagbare Angebot zwei Jahre lang Kartenupdates für knapp 20,- EUR zu bekommen. Hätte Medion/Aldi da ein passendes Angebot, fiele die Entscheidung nicht schwer.