hallo,
mein Name ist Frank, ich habe im letzten Jahr angefangen, mich für den Mercedes W210 als zukünftigen Klassiker zu engagieren, und kurz vor Weihnachten begonnen, einen ganz frühen E420T von 1996 mit fast voller Ausstattung als "Zeitdokument" herzurichten.
Eine Innovation, die Mercedes mit dem W210 in der Mittelklasse eingeführt hat, war die Navigation. Ab Werk hatte der E420 zwar noch keine, es war aber zu der Zeit üblich, sich diese recht teure Technik nachrüsten zu lassen, und zu Weihnachten ist mir dann ein kompletter unbenutzter Nachrüstsatz mit dem Navigationsradio APS2 über den Weg gelaufen, und ich habe wahrscheinlich viel zu teuer zugegriffen:
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Im Zuge der Restaurierung soll diese Anlage eingebaut werden und das momentan vorhandene Cassettenradio MB Exquisit ersetzen. Um Ratschlägen wie "kauf Dir doch was neues" vorzubeugen - mir ist bewusst, dass es aus Benutzersicht der absolute Schwachsinn ist, so ein Steinzeit-System in Betrieb zu setzen, ich mache das Ganze aus technikhistorischen Gründen. Die Navigationstechnik ist mittlerweile rund 30 Jahre alt, ist als Zugabe in jedes Smartphone integriert, und kaum noch jemand erinnert sich daran, was für ein technischer Aufwand mal getrieben werden musste - mir selber ist ganz komisch geworden, als ich den Haufen an Kabeln und Sensoren ausgepackt habe, der in den neunzigern nötig war, um dem Fahrer mit ein paar Pfeilen auf einem Monochrom-Display den Weg zu zeigen.
Weil ich das Ganze auch gerne in die W210 Wissensdatenbank aufnehmen will, habe ich versucht, an technische Informationen zu dem System zu kommen, und musste ernüchtert feststellen, dass es nichts gibt, keine Serviceunterlagen, keine Teile, keine Informationen von Mercedes selber, nichts. Mittlerweile wühle ich mich durch das ganze Thema Navigation und Telematik, und habe die Feststellung gemacht, dass um alle die Geräte ein Militärgeheimins gesponnen wird, die von Bosch/Blaupunkt kommen. Neben den Navi-Radios APS2 und APS4 ist das vor allem das Comand 2.0 mit Farbdisplay, was in späteren W210 zum Einsatz kam.
Das Problem bei den jüngeren Autos ist, dass man nicht mehr einfach mit der "Radio raus, Radio rein"-Methode einen zeitgenössischen Zustand herstellen kann. Wenn so ein Auto auch als Klassiker authentisch sein soll, muss die originale Multimedia-Technik eingebaut sein, Und hier sehe ich den besorgniserregenden Trend, dass der Support von Bosch Automotive für diese alten Geräte gerade mangels Nachfrage einschläft. Die freien Reparaturdienste, die ja mangels Informationen nur Komponententauscher sind, hören auch auf, sich um den alten Kram zu kümmern, und zusätzlich kommt in einigen Jahren auf uns zu, dass wir die letzte verreckten CD-Laufwerke mangels Ersatz durch eine Emulation ersetzen und das Radio um DAB+ erweitern müssten.
Bei der Generation W210 ist es ja noch so, dass es im Innenleben der Geräte viele Baugleichheiten zu den Blaupunkt Navigationsgeräten gibt, und nachdem ich einsehen musste, dass über Mercedes nichts zu bekommen ist, versuche ich seit einigen Wochen, die Sache von dieser Seite aus aufzurollen. Leider stellt sich auch das als unerwartet schwierig dar. So werden z.B. kaum Prospekte von Blaupunkt aus der Zeit von 1995 bis etwa 2000 angeboten, diese sind aber wichtig, um sehen zu können, welche Geräte es überhaupt gegeben hat. Es gibt kein Forum für Blaupunkt Autoradio, und die Firma Bosch Automotive gibt ebenso keine Informationen raus wie das Nachfolgeunternehmen, das den Namen Blaupunkt gekauft hat.
Da es letztlich allen Liebhabern von älteren Autos zu gute kommen würde, wenn Möglichkeiten erarbeitet werden, die alten Schätzchen reparieren bzw. upgraden zu können, würde es mich sehr freuen, wenn mir hier jemand helfen könnte, die Informationen zusammenzubekommen. Konkret geht es um folgende Dinge:
- Schaltpläne/Service-Manuals der Mercedes Einbaugeräte APS2, APS4 und Comand 2.0
- alternativ eine Liste von Blaupunkt-Navigationsgeräten von 1995 bis etwa 2000 und die Service Manuals zu diesen
- eine APS-Kalibrier-CD, die für die ganz frühen Navigationsgeräte gebraucht wird, und die bei Mercedes kaum noch jemand kennt
Die Leute sind heutzutage von der PR der Hersteller darauf eingeschossen worden, dass Elektronik grundsätzlich irreparabel ist. Tatsächlich wird sie aber dadurch irreparabel gemacht, dass man die technischen Informationen und evtl. Spezialteile zurückhält. Es wird heute so viel über mehr Nachhaltigkeit geredet, in Repair Cafes repariert man alte Toaster so gut es geht, niemand beschäftigt sich aber mit grundsätzlichen Dingen. Herr Korp, der mittlerweile verstorbene Erfinder der "Jetzt helfe ich mir selbst" Buchreihe wurde auch anfangs von der Industrie torpediert - er musste für die ersten Bücher Autos kaufen und "kaputtschrauben", um an die nötigen Informationen zu kommen. Erst als die Industrie einsehen musste, dass sie den DIY Trend nicht mehr stoppen konnte, haben sie den Autor mit Informationen versorgt. Ich denke, bei der Elektronik im Auto stehen wir wieder an so einem Punkt - in der Generation Mercedes W210 ist es ja noch verhältnismäßig harmlos, hier einen Anfang zu machen, ist ganz generell wichtig, weil das Problem bei den Nachfolgegenerationen immer prekärer wird.
Neben dem Ruf nach Hilfe würde mich natürlich auch ganz allgemein Eure Meinung zu dem Thema interessieren - schliesslich will ich das Ganze ja nicht nur für mich alleine machen. Ach ja - die Technik ist auch bei vielen anderen Herstellern verbaut worden, z.B. bei Ford. Die erarbeiteten Dinge wären also nicht Mercedes spezifisch.
Gruß Frank