Hallo miteinander,
für alle, die eine Citroen C5 fahren oder demnächst fahren wollen, eröffne ich hier die Rubrik mit einigen Erfahrungen mit dem von Citroen gelieferten Navigationssystem.
Zunächst zur Verständigung. Ich gebrauche die weibliche Form für das Fahrzeug. Einmal wegen des in vieler Hinsicht weiblichen Charakters des Autos (früher die Göttin), aber auch, weil in der Heimat der Citroens das Auto weiblich ist: une auto, demzufolge la C5 usw.
Die von der Firma Citroen angebotenen Navigationssysteme gibt es nur in den Luxusausstattungen und/oder als Sonderzubehör. Bei den horrenden Preisen für diese Einrichtung stellt sich die Frage: soll man oder soll man nicht.
Inzwischen ist die Navigation auch nur noch ein wichtiges Detail innerhalb eines Systems von elektronischen Helfern, das man beim Hersteller Telemetrie nennt.
Im Bereich Telemetrie sind die Möglichkeiten von Handy und GPS-System eindrucksvoll gebündelt. Das System weiß, wo es sich befindet und verfügt bei eingebautem Handy über die Möglichkeit, weltweit Verbindungen aufzubauen. Außerdem liegen dem System Informationen über diverse Fahrzustände vor.
Es kann mit diesen Qualitäten z.B. bei einem Unfall automatisch einen Notruf absetzen, wenn man eine kostenlose Vereinbarung mit der Firma Citroen geschlossen hat.
Wird der Airbag ausgelöst, dann ruft das eingebaute Handy die Notrufzentrale von Citroen in Saabrücken an und löst dort einen Notfall aus. Die Notrufzentrale erfährt per SMS die letzten Standorte der Navigation und meldet sich per Rückruf, um nähere Einzelheiten zu erfahren. Wird der Rückruf nicht beantwortet, dann wird in jedem Fall ein Notfallteam zum Ort geschickt.
Der Notfall kann auch mit der SOS-Taste im Armaturenbrett ausgelöst werden.
Zur Ausrüstung gehört ebenfalls eine Standby-Batterie, die den Notruf bei defektem Auto absichert. Diese sollte alle drei Jahre gewechselt werden.
Über dieses Notfallsystem ist bei vielen Werkstätten nur dürftig und dann nicht selten fehlerhaft etwas bekannt. Man muss seine Helfer in der Werkstatt mit den genauen Informationen des Herstellers, die der Kunde bekommt, etwas mühsam heranführen. Nicht selten muss das Computersystem erst upgedated werden, damit der Notruf funktioniert.
Das spiegelt die allgemeine Situation, dass der Service mit den rasanten Fortschritten der Elektronifizierung überfordert ist. Man bemüht sich anerkennenswert, die zeitliche Lücke zu schließen, mit der der Service hinterherhinkt.
Der Betrieb mit dem eingebauten Handy funktionioert überragend gut. Die sehr gute Radioanlage gibt den Gesprächspartner geradezu hifimäßig wieder, wo bei ein elegantes Crossfading den Rundfunk vorübergened leiser stellt. Das ist in derselben Weise mit dem Navisystem gelöst. Auch Navigationsansagen pushen den Rundfunk sanft in den Hintergrund.
Von der Telefonkarte eingelesene Anschriften können auch zur Navigation benutzt werden, sofern Straße und Hausnummer eingetragen wurden.
Das Ganze kann man auch präzise sprachsteuern, sodass ein Knopfdruck und Spracheingabe genügen, um jemanden anzurufen oder ein Ziel anzusteuern.
In diesen Verbundlösungen wird vom Hersteller Vorbildliches geleistet. Die C5, die sich ja wie jede Ausführung seit der DS ohnehin immer etwas geheimnisvoll präsentiert, ist mit dieser Telemetrie zum Raumschiff geworden, das dem Nutzer aufs Wort folgt, seine Wünsche abfragt und seine Kommunikation mit der Welt draußen für ihn erledigt.
In der selbstverständlichen Perfektion, mit der diese Vorgänge ablaufen, liegt etwas ungeheuer Dezentes, das man ja auch vom Diesel, seinem automatischen Getriebe und dem Fahrwerk der C5 gewohnt ist.
Wie immer in der langen Geschichte von Citroens Spitzenfahrzeugen liegen Perfektion und Unvermögen dicht beieinander.
Gegenüber solchem perfekten Zusammenspiel der technischen Möglichkeiten wirkt die Navigation selbst vorsintflutlich. Stein des Anstoßes ist das CD-Laufwerk. Es wird als Datenbank benutzt und ständig bemüht, fehlende Informationen zu liefern. Für eine funktionierende Navigation ist ein solches System nicht schnell genug.
Das fängt bei der Ziel-Eingabe an. Abgesehen von dem altertümlichen Drehknopf-Verfahren selbst, das längst out ist, entstehen zusätzlich lange Pausen, in denen das System auf der CD nach Entsprechungen sucht. Das führt dazu, dass man das Navisystem häufig nicht benutzt, weil man keine Zeit hat, ihm derart umständlich ein Ziel mitzuteilen, das man noch nicht in der Kontakteliste hat.
Zudem bleiben gravierende Fehler nicht aus. So ist mein System nicht in der Lage, dem User den Mehringdamm in Berlin anzubieten, die Schönhauser Allee und weitere wichtige Straßen in Berlin. Mit Crossvergleichen erfährt man, dass diese Straßen im System sehr wohl vorhanden sind.
Das CD-Laufwerk bringt das Navigationssystem dann erst richtig in Verlegenheit, wenn im hektischen Großstadtverkehr neu geroutet oder einfach schlicht weitergeroutet werden muss. Da kommen dann Fehlweisungen zustande oder die vieldeutige Anweisung Umkehren. Oder das System gibt für zwanzig Sekunden gar keine Weisung, wie es weitergehen soll, weil es noch auf der CD unterwegs ist.
Ein modernes aggressives Vorwärtsrouting lässt sich unter solchen zeitlichen Misslichkeiten nicht verwirklichen.
Natürlich kann es an einem Mangel im CD-Laufwerk liegen, oder in Fehlern auf der CD. Nachdem ich das aber ausschließen konnte, bleibt nur die prinzipielle Eignung einer CD als Datenbank. Und damit der schlimmste Vorwurf an Citroen: dieses Navigationssystem war schon hoffnungslos veraltet, als es eingebaut wurde.
Bei so vielen prinzipiellen Unzulänglichkeiten fällt schon kaum noch auf, dass das TMC-System ebenfalls Mängel hat. Es bleibt dem Zufall überlassen, ob man von einem Stau, der im Radio gemeldet wurde, erfährt oder nicht.
Auf einen Satz gebracht: das Navigationssystem ist nicht recht brauchbar. Es wird von einem Aldi-Medion-System für 199 mühelos übertroffen, das ganz Europa zur Verfügung stellt und nicht nur Deutschland plus MR Europe. Mit dem Aldigerät in der einfachsten Ausführung, die Medion anbietet, erfährt der unbedarfte User, was heute navigatorisch Standard ist. Und das ist auf jeden Fall eine einwandfreie Funktion.
Soll man also? Nein, man soll nicht. Nicht für soviel Geld. Obwohl eigentlich die C5 erst mit der Telemetrie ihr Gesicht als futuristisches Fahrkonzept bekommt.
Ich fahre das Telemetrie-System von November 2006. Das ist wahrscheinlich noch ein RT3. Inzwischen ist ein Umbruch zum RT4 im Gange. Die C6 hat es schon, die ersten C5 werden mit RT4 ausgeliefert.
Neu am RT4 ist eine 30 GB Festplatte, auf der Europa vorinstalliert ist. Auch das ist nicht die aktuelle technische Lösung. Den Sprung zur Speicherkarte hat man in Paris damit erstmal verpasst. Wieder wird etwas eingebaut, das nach der technischen Entwicklung altes Eisen ist. Warum tut sich die Autoindustrie so schwer mit zeitgemäßen Navigations-Lösungen?
Konsequenz: wer in der C5 ein modernes Navigationssystem braucht, fährt nebenher eine gute mobile Lösung und benutzt die Telemetrie-Navigation vielleicht auf Reisen, wenn es auf ein paar Zentelsekunden nicht ankommt. Auf die übrigen Möglichkeiten der Telemetrie sollte man ohnehin nicht verzichten.
Die Schwierigkeiten mit den metallbedampften Citroenscheiben lassen sich überwinden. Leichter jedenfalls als die Unzuverlässigkeiten und Mängel dieser fest eingebauten Navigation.
Gruß
artur