Die Macht oder Ohnmacht von Foren?

  • Ich bin Taucher, deshalb auch mein Nick als "fun" = Spaß und "dive" = tauchen.


    Im Januar erfüllte ich mir einen großen Wunsch und flog auf die Malediven und war 14 Tage nur mit einem Safari-Schiff unterwegs. Das Schiff steht unter österreichischem Management und macht laut Werbung einen eher höherwertigeren Eindruck und gerade Sicherheit wird dort groß geschrieben (in der Werbung).


    Vor Ort hatten wir aber dann gleich massive technische Probleme. Als Taucher braucht man ja einen Kompressor, der die Atemluft in Flaschen füllt und dieser Kompressor befand sich auf einem Beiboot und der Kompressor war defekt. Das Beiboot kehrte also zurück zum Hafen und wurde (angeblich) repariert. Allerdings nicht richtig, so daß es wieder zurückkehren musste .. und auf der Rückfahrt passte die Besatzung nicht auf und rammte ein Riff und das Beiboot sank. Nach 2 Tagen wurde dann ein neues Beiboot beschafft und auch dort war der Kompressor wieder defekt und es wurde ständig versucht zu reparieren.


    Unser Eindruck von den Reparaturversuchen war der, daß sie nicht gerade professionell waren. Außerdem stellten wir fest, daß fast alle Gäste in den 2 Wochen mal krank wurden. Und bei einigen waren es nicht die eher üblichen Verdauungs-Probleme in südlichen Ländern sondern auch akute Übelkeit, Schwindel und Erbrechen (ohne Durchfall).


    Soweit die Vorgeschichte.


    Das ganze haben dann einige von uns im Internet berichtet.


    Wie man das auch hier im Forum kennt entbrannte eine hitzige Diskussion. Neben den "Kritikern" gab es dann eine Menge von Leuten, die heftig dagegen argumentierten und behaupteten, gerade diese Schiff sei besonders gut. Wie immer gab es natürlich auch Kommentare von Leuten, die sich nur für die eine Meinung extra angemeldet hatten (und ich geb zu, ich war einer davon in diesem Thread).


    Nach einer Weile hat der Moderator dann diesen ellenlangen Thread geschlossen.


    Und nun letzte Woche: Russian Tourist Dies In Diving Accident
    und mit mehr Details der laufenden Untersuchung:
    Russian Diver Death Due To Health And Safety Breakdown: Fellow Diver


    Es kristalliert sich so langsam heraus, daß die Ursache des Unfalls und des Todes des einen Tauchers und der teilweise schwer verletzten 10 anderen Taucher "verunreinigte Luft" war. Vermutlich eine Kohlenmonoxid-Vergiftung.
    Der Thread zum Unfall selbst gibts hier:
    10 divers injured, one killed in Maldives


    Obwohl wir auf dem Schwesterschiff waren erscheint nun unsere Erfahrung von Jahresanfang in einem gänzlich anderen Licht. Hatten wir mit unseren Befürchtungen doch recht? Hätten wir noch lauter warnen müssen? Hätten wir dann ein Menschenleben und 10 schwerverletzte gerettet?
    Oder hätten wir einen Veranstalter zu Unrecht in den Ruin getrieben wenn wir gewarnt hätten und dieses Unglück wäre nicht passiert?


    Wie weit darf man in Foren gehen? Wo ist die Grenze und welche Macht haben Foren überhaupt?


    Habt ihr überhaupt Lust das hier zu diskutieren?



    Edit: Tippsfehler, kein Inhalt

    5 Mal editiert, zuletzt von fundive ()

  • Hi fundive,


    das ist eine sehr traurige Geschichte.


    Aber ok, dir ging es mehr um Macht und Ohnmacht in oder von Foren.


    Zitat

    Wie weit darf man in Foren gehen?


    So weit wie es der Forenbetreiber zulässt. Er hält den Kopf hin.


    Das Problem ist doch, dass ein Forum ja nicht in einem Vakuum existiert, sondern von irgend jemandem zur Verfügung gestellt wird. Und dieser Jemand ist auch für die Inhalte haftbar.
    Er muss sich also überlegen ob er evtl. rufschädigende Aussagen auf seiner Site zulässt oder lieber versucht zu unterbinden.
    Wir hatten diese Diskussion hier schon oft. Vor allem im Zusammenhang mit illegaler Software, Veröffentlichung von Supportmails usw.


    Schwieriges Terrain.


    hecht

  • Zitat

    Original von hechtsuppe
    Schwieriges Terrain.


    Bilder zB ...


    Wobei ich mich des Eindrucks nicht erwehren kann, daß hierzulande viel zu oft (von Seiten der Forenbetreiber) in einen vorauseilenden Gehorsam verfallen wird und so Meinungen (der Nutzer) unterdrückt werden.



    Wastl

    Das schöne an Bienchen ist, man hat immer was worauf man sich freuen kann :love2

  • Unser Rechtssystem taugt oftmals nichts. Das ist meiner Meinung nach eher das Problem.


    Oh diese Bilder, ja. Die Anwälte von Marion und ihrer Kochbibel waren eben auch schwer unterwegs. Und wir saßen zu der Zeit im BB mit 50000 Beiträgen und ebenso vielen Bilderle.


    Ich finds sauschwer da nicht vorauseilend zu gehorchen.

    Einmal editiert, zuletzt von hechtsuppe ()

  • Hmm, ich komm grad nicht mit bei euren Antworten ....

  • Entschuldige, wir kommen hier vom Zehnten ins Tausendste.

  • Ist ja OK im OT Bereich, nur ich hab keine Ahnung was ihr mit "Bildern" und "Marion" etc. meint ....


    Ich hatte eigentlich anderes im Sinn mit meiner Frage. Nun gut.

    Einmal editiert, zuletzt von fundive ()

  • Achso.


    Tobias bat uns im Blauen Bock die Bilder raus schmeißen zu dürfen.
    Es gibt im Web eine Kochbuchseite, deren Bilder manigfach in Internetforen aufgetaucht sind. Dagegen haben Anwälte erfolgreich einen Feldzug quer durch die Republik geführt.


    Da wir im BB eben auch oftmals Bilder aus fremden Quellen hatten war Tobias nicht mehr wohl dabei.

  • Zitat

    Original von fundive
    ...


    Ich hatte eigentlich anderes im Sinn mit meiner Frage. Nun gut.


    Ja, das denke ich mir schon. Aber meiner Ansicht nach gehört das alles zusammen. Wie weit darf man gehen, welche Macht geht davon aus...


    Man kann das schlecht ohne den rechtlichen Hintergrund diskutieren.

  • Zitat

    Original von hechtsuppe
    Oh diese Bilder, ja.


    Auch wenn du es so verstanden hast: Da war kein Zusammenhang in meinem Posting zwischen dem Hinweis auf die Bilder und dem vorauseilenden Gehorsam. Nein, es ging mir um eine (Grund?)haltung, nicht nur hier in diesem Forum, die vielleicht zu schnell Themen auslendet, die vielleicht in Richtung Problemzone gehen könnten.


    diesel-sls:
    Sorry fürs OT im OT :)


    Ja, ich denke, Foren bewegen was in de Welt. Und leider nicht nur im positiven. Aber so ist das mit jedem Medium.



    Wastl

    Das schöne an Bienchen ist, man hat immer was worauf man sich freuen kann :love2

  • Zitat

    Original von hechtsuppe
    Aber meiner Ansicht nach gehört das alles zusammen. Wie weit darf man gehen, welche Macht geht davon aus...
    Man kann das schlecht ohne den rechtlichen Hintergrund diskutieren.


    Ja natürlich, nur war mir der Zusammenhang eben nicht klar. Jetzt durch die Erläuterung verstehe ich das viel besser und natürlich gehts auch ums juristische.


    Auf welcher Rechtsgrundlage hätten wir denn damals in die Welt schreien können, daß das tauchen bei denen lebensgefährlich sei? Hatten wir Beweise? Nein. Keinen einzigen. NUr Vermutungen und Bauchgefühle. Und mein Kopfweh und Erbrechen kann alle möglichen Ursachen gehabt haben. Daß es wahrscheinlich damals auch mit verunreinigter Luft zu tun hatte dürfte juristisch kaum haltbar sein.


    Auf der anderen Seite gibts jetzt einen Toten und 10 im Krankenhaus (OK, einige konnten inzwischen wieder entlassen werden). Und zwar durch Schlamperei und Inkompetenz, also durch absolut verhinderbare Gründe. Nicht durch höhere Gewalt und Schicksal.

  • Recht kompliziert macht diesen Fall die Tatsache, dass man an solche Firmen freilich schlecht ran kommt. Österreichische Company auf dem Indischen Ozean...
    Wenn es um Firmen hierzulande geht hast du einen Verbraucherschutz, Umweltbehörden, das Gewerbeaufsichtsamt und viele andere staatliche Organe, die man darauf ansetzen kann.


    Aber ob das durch "lauteres Rufen" zuvor in dem Forum zu verhindern gewesen wäre, das bezweifle ich dann doch.
    Du sagst ja, dass es ein beliebtes Safariboot war. Wenn 100 Leute das lobend erwähnen und irgendwann 2-3 Taucher kommen und auf den Putz hauen dann geht es in dem Fred natürlich rund. Er wäre wohl so oder so geschlossen worden. Wobei es natürlich so sein kann, dass eine Firma beispielsweise 10 Jahre lang einen tollen Job macht und dann auf einmal anfängt zu schlampen.
    Aber erzähle das mal denen die dort ihren Traumurlaub verbracht haben.


    Und ob die Kritik die Company so effektiv erreicht hätte, dass sie etwas an ihren Sicherheitsmaßnahmen ändern...


    Viel Spekulation dabei.

  • Zitat

    Original von hechtsuppe
    Recht kompliziert macht diesen Fall die Tatsache, dass man an solche Firmen freilich schlecht ran kommt. Österreichische Company auf dem Indischen Ozean...


    Wiso sollte man an österreichische Firma schlecht ran kommen? Jedes handelsübliche Navi findet die Adresse: 8262 Ilz, Österreich :D

  • Es ist ein schmaler Grad zwischen übler Nachrede, Verleumdung und der Wiedergabe von - sicher in den meisten Fällen subjektiv gefärbten - Berichten in Foren. Der Betreiber muss hier ganz einfach ein Händchen dafür haben, wie er diese Berichterstattung zulässt. Das Aufstellen und Verbreiten einer sogenannten Blacklist, in welchen Bereichen auch immer, kann eine Firma ruinieren. Macht und Einfluss von Foren ist m. E. ein Graubereich.


    Sofern man lediglich persönliche Erfahrungsberichte abgibt und die Sache nicht in Richtung Rangliste oder Banning von Tauchschulen, Werkstätten, Vercharterern etc. abläuft, sehe ich hier eine gangbare Möglichkeit.


    Vorangestellt werden sollte dann m. E. immer die Passage: "Ich habe diese persönliche Erfahrung mit dem und dem gemacht, mein Bericht dient nicht zur Verallgemeinerung" ... oder so ähnlich.


    Das "Problem" des Internets und von sog. Fachforen ist natürlich die zeitnahe Verbreitung von Nachrichten, und damit auch von Blacklists.


    Zumindest was dieses Forum betrifft, klappt die Moderation und Administration sehr gut.


    Gruß Frank

    "Das Leben ist ziemlich schnell vorbei. Wenn man nicht ab und zu stehen bleibt und sich umschaut, könnte man es verpassen." Ferris Bueller

  • Hallo,
    ein Beispiel aus dem Arbeitsrecht: Wenn ein "Sicherheitbeauftragter" einen gravierenden Fehler feststellt kann er maximal verlangen, dass die Arbeit kurzfristig eingestellt wird und sofort ein gemeinsamer Vorgesetzter informiert wird. Die Entscheidung des Vorgesetzten ist bindend.
    Informiert der Mitarbeiter die "Öffentlichkeit" riskiert er eine fristlose Entlassung. Auch eine Info an Gewerbeaufsicht / Berufsgenossenschaft o.Ä. ist nicht ohne Risiko.


    Schlussfolgerung aus meiner Sicht: Information des Veranstalters mit Hinweis auf beobachtete / vermutete Gefahren. Damit ist die "Bürgerpflicht" nach meiner Meinung erledigt.
    Hinweise in Foren sind zusätzlich sinnvoll, Kunden können ja nicht entlassen werden. Aber einem Forenbetreiber nicht verübeln wenn er die Beiträge löscht. Sein Risiko "erfolgreich" kostenpflichtig Abgemahnt zu werden ist nicht gering.