Hallo Leute,
ich hatte vor nicht allzulanger Zeit als Laie mal angefragt, wie man eine Graphikdatei mit Karteninhalt aufbereiten muß, damit ich sie ähnlich wie die TOP50 Karten benutzen kann.
Es kamen einige gute Hinweise, die mir natürlich nicht die Arbeit abnahmen, mich intensiv selbst mit der Sache zu beschäftigen. Nun habe ich die Lösung und will darüber kurz berichten. (Eher sehr lang, aber vielleicht kann ja jemand daraus lernen und Nutzen ziehen)
Ausgangsdaten
Von einem Webserver hatte ich per Saugskript eine angebotene Karte komplett in kleinen Kacheln heruntergeladen. Diese habe ich dann zusammengefügt, so daß ich letztendlich 21 Kacheln von jeweils 10.000 x 10.000 Pixeln hatte.
Diese Karte gibt es leider, leider nicht auf DVD oder CD zu kaufen, sonst hätte ich mir die Mühen gespart. Das Kartenmaterial deckt eine Fläche von
ca. 100 x 60 km in Maßstab 1:10.000 ab und ist m. E. ein optisch sehr gelunges Kartenwerk - mehr will ich dazu nicht sagen, der eine oder andere kann sich wahrscheinlich denken, welcher Geoserver geplündert wurde.
Nun hatte ich die Kacheln und war soweit schon ganz glücklich. Richtig interessant würde es aber erst werden, wenn die Kacheln auch georeferenziert wären und blattschnittfrei gar nicht mehr als Kacheln in Erscheinung treten würden.
Wahl des Programms und die erste Entäuschung
Nun stand die Wahl des Navigationsprogramms auf der Agenda: OziExplorer, Fugawi oder TTQV. Alle hatten ihre Vorteile, wobei Fugawi und TTQV die mächtigeren Importmöglichkeiten für meine TOP50/TOP10 und MagicMaps Karten boten. Alle drei besitzen PDA Varianten und da ich ein Gerät demnächst zur straßenungebundenen Navigation anschaffen will, war dieser Punkt nicht unwichtig.
OziExplore schien mir das am wenigsten komfortable Programm zu sein, aber man hörte aus dunklen Quellen, das irgendjemand die TOP25 für ganz Deutschland ins Netz gestellt hat und für OziExplorer kalibriert hat. Die Karten sollen ebenfalls in 10.000 x 10.000 Pixel Kacheln vorliegen.
Das hörte sich ja ganz nach meinem Problem an. Ich bschäftigte mich daher mit OziExplorer und meinen Kacheln. Das Ergebnis war enttäuschend. Sicher konnte man auf einer einzelnen Kachel nun navigieren, aber meist war der interessante Teil auf mehreren Kacheln verteilt und eine blattschnittfreie Darstellung, wie ich sie vom GeoGrid Viewer oder MagigMaps gewohnt war, war das automatische Nachladen einer angrenzenden Kachel sicherlich nicht.
Meine Wahl fiel dann letztendlich auf TTQV / Pathaway.
Lösungsansatz 1
Nun denn, dachte ich, fasse mehrere Kacheln zu einer Zusammen. Gesagt, getan, schnell 20.000 x 20.000 Kacheln gebaut. Das war immer noch nicht in Gesamtheit blattschnittfrei, ging aber schon besser. Leider war eine Kachel nun unkomprimiert im Speicher ca. 1.2 GByte groß. Mit 1 GByte Hauptspeicher kommt man da so allmählich an die Grenzen. Das Betrachten der Kachel in einem Bildbetrachter konnte man in Originalgröße vergessen und auch die Naviprogramme wurden nun sehr zäh. Wie der Teufel es so will, war auch nun der interessante Teil wieder auf zwei Kacheln.
Lösungsansatz 2
Ein Tipp hier im Forum war, das Format ECW oder SID zu benutzen. Beide kannte ich noch nicht. Nach einiger Suche war ich mir sicher, ECW den besseren Erfolg versprach. Alle drei Navi-Programme beherrschen es, ebenso das zuvor empfohlene Global Mapper. SID ist in etwas das Gleiche, nur von einem anderen Hersteller.
Eine ECW Datei ist eine Graphik mit einem JPEG2000 verwandten Wavelet Kompressionsalgorithmmus. Das Format ist im GIS Bereich quasi ein etablierter Standard und kann direkt georeferenziert werden. Dutzende von Programme können dieses Format verwenden, es gibt kostenlose und freie Viewer und auch ein kostenloses und freies Plugin für Photoshop.
Der Vorteil für mich ist dabei weniger die gute Datenkompression bei gleichzeitig hoher Bildqualität ohne Kompressionsartefakte, sondern eher der Umstand, daß nur der Teil entkomprimiert wird, der am Bildschirm angezeigt wird. Die übrige, riesige Graphik muß nicht komplett im Speicher sein, sondern wird bei Änderung des Bildausschnitts nachgeladen - blattschnittfreie Darstellung, wie ich sie haben wollte, nun auch in Fugawi, OziExplorer und TTQV.
Wie erzeigt man nun die ECW Datei, war die nächste Frage. Es gab das Plugin für Photoshop, mit dem man ECW abspeichern konnte. Dazu mußte aber die gesamte Karte als einzelne Graphik vorliegen. Das wäre dann eine Graphikdatei mit 60.000 x 35.000 Bildpunkte.
Die etlichen Unzulänglichkeiten
Das Photoshop, daß ich zunächst nur bei einem befreundeten Graphiker benutzen konnte, war aber noch die Version 7. Diese Version hat eine Beschränkung auf maximal 30.000 x 30.000 Pixel. Erst in neueren Versionen wurde nach meiner Recherche die Beschränkung auf 300.000 x 300.000 Pixel erhöht.
Also wie nun zusammenbauen und als ECW speichern? Zunächst man die Evaluationversion des Programm ER Mapper 7 heruntergeladen und installiert. Von der Herstellerfirma stammt das Format ECW und das sollte laut Google auch Kacheln automatisch zusammenfügen können.
Zunächst einmal: ER Mapper macht beim ersten Start nichts her, ist aber ein hammerhartes Profiwerkzeug. Wirklich DIE Lösung für alle GIS Probleme - theoretisch. Praktisch ist die Evaluationsversion unbrauchbar.
An allen Stellen beschränkt, selbst die Laufzeit am Stück ist für alle möglichen Funktionen beschränkt (z. B. die maximale Dauer, die ein Abspeichern in ECW haben darf). Das automatische Zusammenfügen der Kacheln geht auch nur, wenn alle zuvor georeferenziert wurden. Das ist aber mit ER Mapper gelinde gesagt gewöhnungsbedürftig, so daß ich das schnell leid war.
Besonders wenn mittendrin gesagt wird: Nu ist Schluß, ich laufe nun lange genug und beende mich jetzt. Nix speichern, nur OK drücken ist erlaubt und tschüss. Aber Neustarten und nochmal anfangen darf man dann - aber nur 48 mal bis zum 10. September.
Besser, dachte ich, die Kacheln irgendwie zusammenfügen und dann in ER Mapper als ECW Datei abspeichern und dann in OziFugQV kalibrieren. 60.000 x 35.000 Pixel Bilder sind für ER Mapper im Gegensatz zu allen andern Programmen prinzipiell kein Problem - selbst die werden innerhalb von Sekunden im Fenster dargestellt.
Wie nun die Kacheln zusammenfügen? Einer empfahl Panavue ImageAssembler. Damit hatte ich nun gar keine guten Erfahrungen und außerdem ist bei der Normalversion bei 50.000 x 50.000 Pixeln eh Schluß. Der Profiversion habe ich aufgrund meiner früheren Erfahrungen auch kein gutes Ergebnis zugetraut.
Da die Kacheln direkt aneinandergefügt werden können, entsann ich mich auf ImageMagick. Das ist eine Sammlung von Kommandozeilenprogrammen für Bildbearbeitung unter Unix, sehr mächtig, aber es gibt nur halt keine graphische Oberfläche dazu. Schnell die Windows Version heruntergeladen und damit im DOS Fenster alle Kacheln zu einer großen Datei zusammengefügen lassen.
Als Ausgabeformat kam nur TIFF oder JPEG in Frage, da diese als Einzige 65.535 x 65.535 (also mit 16Bit adressierte) große Bilder beinhalten konnten. JPEG wollte ich nicht, da wieder Kompressionsartefakte reinkommen.
Stunden später lag dann eine große (6,3 GByte) TIFF-Datei auf der Platte. Anschauen ging nicht, Photoshop wollte sie auch nicht, also rein in ER Mapper. Der lud - und brach ab - angeblich fehlerhafte TIFF Datei. Klar, doch, die berühmte 2 GByte Grenze für Dateien (bei AVI ist dort auch Schluß), grrr.
Stunden später lag dann eine große (1,8 GByte) komprimierte TIFF-Datei auf der Platte. Anschauen ging nicht, Photoshop wollte sie auch nicht, also rein in ER Mapper. Der lud bis zur Hälfte - und brach ab - angeblich fehlerhafte TIFF Datei, grrr.
Stunden später lag dann eine große (1,7 GByte) JPEG-Datei auf der Platte. Anschauen ging nicht, Photoshop wollte sie auch nicht, also rein in ER Mapper. Der lud bis zum ersten Drittel - und brach ab - angeblich fehlerhafte JPEG Datei, grrr.
Nun habe ich mal die beiden letzten Dateien bei einem Kollegen mit dessen Photoshop CS2 V9 eingeladen. Siehe da, beide wurden korrekt angezeigt, von wegen Dateifehler. ER Mapper ist ein dummes Programm.
Nun wollte ich hier das ECW Plugin installieren und damit abspeichern, trallala. Denkste, das Plugin wurde zwar installiert, aber Photoshop läßt bei Graphiken dieses Kalibers in seinem Abspeicherdialog nur drei Formate zu - zwei eigene und TIFF. ECW ist nur für Knödelsgraphiken unter 30.000 x 30.000 Pixel zu haben. An dieser Stelle habe erstmal in ein Kantholz gebissen....
Die Lösung
Eine letzte Idee ... Speichern wir die Karte doch nochmal als TIFF ab, vielleicht ist das Photoshop TIFF doch besser als das ImageMagick TIFF (beide waren LZW komprimiert, laut TIFF Spec v6 sollte da kein Unterschied sein). Und so war es auch. Dieses TIFF wollte ER Mapper nun endlich einladen und hat es als ECW Datei gespeichert.
Der Import in OziFugQV funktionierte und ich sehe nun der einfachen Aufgabe der Kalibrierung entgegen. Endlich die blattschnittfreie Nutzung der großen Karte.