Erfahrungsbericht Garmin nüvi 2597

  • Durch das Angebot der pocketnavigation-Navithek konnte ich in den letzten 14 Tagen das Garmin nüvi 2597 im täglichen Betrieb testen. Bevor ich darauf näher eingehe, möchte ich jedoch kurz etwas zu meinem Profil sagen:
    Da bei meinem TomTom GO 1015 LIVE die Live-Dienste demnächst ablaufen, suche ich nach einem Ersatzgerät, dass mich beim täglichen Pendeln zur Arbeit (80 km je Richtung) begleitet und unterstützt. Dabei geht es weniger um Navigation als um eine präzise Vorhersage der Verkehrslage und möglicher Ausweichrouten um und durch die Großstadt.
    Bei dem Garmin nüvi 2597 handelt es sich um einen klassischen Vertreter der aktuellen Navi-Mittelklasse. Der Bildschirm ist mit 5 Zoll ausreichend groß und entspiegelt. Die Helligkeit ist bei Tag und Nacht ausreichend und das Gerät lässt sich gut ablesen. Es gibt verschiedene Darstellungs-Modi für die Karten, so dass für jeden etwas passendes dabei sein sollte. Die Menüs sind klar strukturiert. Schön ist, dass in den Einstellungen immer auch verwandte Themen angezeigt werden. So hat man die erforderlichen Einstellungen schnell vorgenommen.
    Die Scheibenhalterung ist allenfalls durchschnittlich und wurde in anderen Berichten ja schon beschrieben. Das An- und Abziehen des USB-Steckers empfinde ich als sehr pfrimelig und nicht mehr zeitgemäß. Sie fällt somit deutlich hinter die komfortable Magnet-Halterung meines TomTom zurück. Dass auch Garmin es viel besser kann, sieht man beim nüvi 3597, das ich ebenfalls kurz testen konnte. Hier ist eine tolle aktive Magnet-Halterung mit einem Zusatzlautsprecher verbaut, die so ihresgleichen sucht.
    Die Zieleingabe ist schnell vorgenommen und bietet alle gewohnten Funktionen: Navigation zu Adresse, POI, letztem Ziel, Favorit… Warum man allerdings die Routen-Planung über mehrere Ziele nicht ebenfalls hier, sondern im Untermenü "Apps" untergebracht hat, ist mir ein Rätsel. (Abgesehen davon, dass der Begriff "Apps" hier etwas sinnfrei eingesetzt wird, denn neben der Routen-Planung findet man dort die Hilfe, die Telefon-Funktionen (inkl. Smartphone Link), die Verkehrslage sowie die Punkte "ecoRoute", "Wo war ich?", und "Parkposition".)
    Besonders erwähnenswert sind die Sprachbefehle: Auf das Kommando "Sprachbefehl" zeigt das Garmin eine Liste der verfügbaren Befehle an, so dass man die Grundfunktionen des Geräts komplett ohne Hände steuern kann. Hervorzuheben ist hier die Möglichkeit, komplette Adressen in einem Rutsch zu diktieren, die in der Regel auch richtig erkannt werden. (Beispiel: "Sprachbefehl" >> (Liste wird angezeigt) >> "Adresse suchen" >> Antwort: "Nennen Sie eine Adresse in Deutschland" >> "Berliner Straße 1 in Lübeck" >> Antwort: "Meinten Sie Berliner Straße 1 in Lübeck?" >> "Ja" >> Antwort: "Möchten Sie die Navigation beginnen?" >> "Ja" >> Navigation beginnt) Kein Vergleich zu den Sprachbefehl-Möglichkeiten des TomTom, die man erst über einen Fingerdruck aktivieren, auswendig kennen und danach Schritt für Schritt einzeln eingeben und bestätigen muss. (Beispiel: Mit dem Finger die Sprachoptionen aktivieren >> "Navigiere zu einer Adresse" >> Antwort: "Navigiere zu einer Adresse. Ist das in Ordnung?" >> "Ja" >> "Bitte nennen Sie die Stadt!" >> "Lübeck" >> "Lübeck. Ist das in Ordnung?" >> "Ja" >> "Lübeck. Bitte nennen Sie die Straße!" >> "Berliner Straße" >> "Berliner Straße?" >> "Ja" >> "Berliner Straße. Bitte Hausnummer vorsagen." >> "Eins" >> "Eins?" >> "Ja" >> "Schnellste Route wird geplant." >> Navigation beginnt)
    Die Routenberechnung erfolgt beim Garmin recht schnell. Mit der Qualität der Routen bin ich allerdings nicht zufrieden gewesen. Offensichtlich legt die Garmin-Software ein sehr großes Gewicht auf die Straßenkategorie und nimmt dafür auch Umwege in Kauf. So werde ich zu Hause immer so lange wie möglich die Hauptstraße entlang geschickt, bevor ich dann ins Wohngebiet abbiege. Diese Route ist aber weder schneller, noch kürzer noch ist der Anteil der "Wohngebiet-Strecke" signifikant unterschiedlich (600 bzw. 700 Meter). Ähnliche Beobachtungen konnte ich im Vergleich zwischen Autobahn und 4-spurig ausgebauter Bundesstraße machen. Auch hier schickt das Garmin grundsätzlich immer auf die Autobahn.
    Ein Grund dafür könnte in den Verkehrs-Daten liegen. Das Garmin ist werksseitig mit einem TMCpro Empfänger ausgestattet und von entsprechender Güte sind auch die Vorhersagen über die Verkehrslage. Kein Vergleich zu den Live-Diensten von TomTom. Zwar besteht die Möglichkeit, das Garmin per Bluetooth an ein Smartphone zu koppeln und gegen eine jährliche Gebühr bessere Verkehrsfunk-Daten zu beziehen, diese Möglichkeit konnte ich jedoch nicht testen. (Anfang 2014 wird Garmin für ca. 80 EUR einen DAB+-Empfänger für die aktuelle Navi-Generation auf den Markt bringen, mit dem man dann die besseren Verkehrsfunk-Daten über DAB+ kostenlos empfangen kann. Hier entstünde dann wohl tatsächlich erstmals eine ernstzunehmende Konkurrenz für TomToms Live-Verkehrs-Dienste, die bei den aktuellen Geräten ebenfalls kostenlos sind.)
    Während der Navigation verhält sich das Garmin nüvi 2597 unauffällig. Die Navigationsanweisungen kommen rechtzeitig, klar und deutlich. Die sog. "Real Directions" ("An der Ampel rechts abbiegen.", "Hinter dem weißen Haus links abbiegen." usw.) können in fremden Gegenden und an unübersichtlichen Kreuzungen sicherlich hilfreich sein. Wenn jedoch an der Kreuzung mehrere Ampeln in unterschiedlicher Entfernung stehen und das Haus nicht mehr weiß sondern mittlerweile rot ist, verwirren diese Hinweise mehr, als sie helfen.
    Da ist der animierte Fahrspurassistent schon eine bessere Hilfe, zeigt er doch meistens recht präzise an, in welche Spur man sich wann einsortieren muss. Unterstützt wird dies durch gute Ansagen. ("Bitte in eine der beiden linken Spuren einordnen!")
    Die sog. Kreuzungsansicht ist eigentlich eine gute Sache, denn die dort abgebildeten Verkehrsschilder sehen den echten sehr ähnlich und helfen so bei der Orientierung. Ungünstig ist allerdings, dass durch den Splitscreen-Modus größere Autobahn-Schilder so klein werden, dass man die Schrift nur noch sehr schwer lesen kann und man sich dann lieber auf die andere Hälfte des Bildschirms mit der normalen Navigations-Ansicht konzentriert.


    Fazit:
    Mich konnte das Garmin nüvi 2597 im Testzeitraum nicht überzeugen. Das lag vor allem an den schlechteren Verkehrsfunk-Daten, aber auch an einigen kleineren Unzulänglichkeiten. Mit Ausnahme der sehr guten Spracheingabe konnte ich nicht erkennen, worin für mich die Vorteile im Vergleich zu meinem über 2 Jahre alten TomTom GO 1015 liegen. Ich hatte erwartet, dass die Navi-Entwicklung hier ähnlich schnell wie z.B. bei Smartphones verläuft. Dies ist aber anscheinend nicht der Fall.
    Im Vergleich zu einem Garmin nüvi 3597, das ich ebenfalls kurz testen konnte, kann sich das 2597 mit Ausnahme der Scheibenhalterung und der allgemeinen Haptik des Geräts aber gut behaupten. Die höhere Display-Auflösung des 3597 fällt im Navigations-Alltag in meinen Augen nicht ins Gewicht und ob einige grafische Spielereien, das schicke Gehäuse und die Halterung den deutlichen Aufpreis wert sind, muss jeder für sich selbst entscheiden.

  • Danke für den ausführlichen Test, den ich leider zu spät gefunden habe ;)


    Ich habe mir das Gerät als Aktion gekauft ( 2597LMT im Frühjahr 2015) und kann das meiste bestätigen. Aber die Handy-Kopplung mit SmartLink Meldungen klappt gut.



    Gruß, der.bazi