Anleitung zum Selbstbau eines TMC Y-Adapters

  • Es wurde hier ja schon viel zum Thema TMC Antennen gepostet, unter anderem ein paar super Anleitungen zum Basteln von Kurzstabantennen. Was ich jedoch trotz intensiver Suche nicht gefunden habe, war eine Anleitung zum Selbstbau von Y-Adaptern, wie sie von kommerziellen Anbietern zu Preisen von ca. 30-40 Euro verkauft werden. Tut mir leid, sollte ich hier Bekanntes neu aufwärmen, in dem Fall hatte ich wohl die falsche Suchstrategie.


    Disclaimer
    Wenn ihr die hier vorgestellte Selbstbaulösung nachbaut und bei Euch einsetzt, dann seid Ihr allein für das Ergebnis und eventuell entstehende Schäden verantwortlich. Wenn Ihr Euch nicht sicher seid, kauft lieber ein fertiges kommerzielles Produkt. Lest die Anleitung bitte komplett durch und beachtet vor allem den Abschnitt zur Phantomspeisung, da hier das grösste Schadenspotenzial lauert.


    Funktionsprinzip
    Der Y-Adapter wird an die vorhandene Autoantenne angeschlossen und teilt die UKW-Empfangsleistung auf zwei Pfade auf. Einer wird an das Autoradio angeschlossen, der andere an den TMC-Empfänger des Navis. In meinem Fall, ich habe ein GoPal 4210, ist der Empfänger im PNA eingebaut, die Antennenleitung wird also direkt per 4-poligem 3,5mm Klinkenstecker am 4210 eingesteckt. Dabei liegt das TMC-Antennensignal am untersten Ring des Steckers.


    Auf Grund des Funktionsprinzip ist ein Y-Adapter dann geeignet, wenn das Autoradio eine gute Empfangsempfindlichkeit hat und im Auto eine ordentliche Antenne eingebaut ist, so dass ein paar dB Empfangsleistung weniger, die durch den Y-Adapter für TMC abgezweigt werden und somit nicht dem Autoradio zur Verfügung stehen, zu verkraften sind. Habt ihr schon bei direktem Anschluss der Antenne an Euer Autoradio Empfangsprobleme, dann solltet Ihr dem TMC-Empfänger besser eine eigene Antenne gönnen, z. B. die mitgelieferte Wurfantenne oder eine der hier im Forum vorgestellten Kurzstab- oder Heckscheibenantennen.


    Die Selbstbaulösung
    Zum Aufteilen des Antennensignals benötigt man einen sogenannten Power Splitter, der im richtigen Frequenzbereich, also für UKW im Bereich 88 - 108 MHz die Empfangsleistung auf zwei Pfade aufteilt. Praktischerweise gibt es hierfür im Fernsehhandel für wenige Euro sogenannte Abzweiger oder Verteiler, die ein Satellitenempfangssignal aufteilen, z. B. damit man an eine Antennenleitung zwei DVB-Empfänger anschliessen kann. Netterweise arbeiten diese Abzweiger/Verteiler im Frequenzbereich 5 - 1000 MHz, der UKW-Bereich liegt also im unterstützten Band.


    Ein Abzweiger teilt hierbei die Empfangsleistung unsymmetrisch, d. h. der Abzweig bekommt weniger Leistung als die Durchleitung, während ein Verteiler die Leistung symmetrisch aufteilt.


    Ich habe für meine Lösung einen Abzweiger gewählt, damit das Empfangssignal für das Autoradio möglichst wenig gedämpft wird, und nehme dafür für das TMC-Signal ein stärker gedämpftes Signal in Kauf - was in der Praxis bei mir sehr gut funktioniert. Abzweiger gibt es mit verschiedenen Abzweig-Dämfpungen zu kaufen. Hier sollte man einen mit der niedrigsten verfügbaren Dämpfung wählen, das sind üblicherweise ca. 8 dB. Mein Abzweiger ist der EAC01 von Kathrein, Kostenpunkt ca. 6-8 EUR. Die Abzweig-Dämpfung, jeweils bezogen auf das Signal, das von der Autoantenne kommt, beträgt 8,5 dB, die Dämpfung zum Ausgang, an den das Autoradio angeschlossen wird, ca. 1,6 dB. Bei einem Verteiler lägen die Dämpfungen beider Ausgänge jeweils im Bereich um die 4,5 dB.


    Ein Bild vom Abzweiger gibt es im Dateianhang.


    Nun benötigt man noch passende Kabel und Stecker. Als Kabel verwendet man handelsübliche Koax-Leitung für die Fernsehtechnik. Da gibt es verschiedene Durchmesser, für die Verkabelung im Auto bietet sich eher dünnes Kabel an. Ich habe ein ganz normales Antennenkabel für den Fernseher, das noch bei mir zu Hause rumlag, verwendet. Einfach die vorhandenen Stecker abzwicken. Das Kabel hat einen Durchmesser von ca. 4 mm und müsste der Spezifikation RG-179 entsprechen, bin mir allerdings nicht ganz sicher. Im Zweifel im Fernsehladen nachfragen. Die zweite sehr gebräuchliche Kabelgrösse im Sat-Bereich ist RG-59, mit einem Durchmesser von ca. 6mm.


    Passend zum gewählten Kabeldurchmesser benötigt man dann noch sogenannte F-Stecker zum Verschrauben. Die gibt es für wenige Cent ebenfalls im Fernsehhandel. wir brauchen davon drei Stück. Eine Montageanleitung mit Bildern findet Ihr z.B. hier: http://www.satland.de/Themen/T…/F-Stecker/f-stecker.html


    Verkabelung


    An die Leitung, die von der Autoantenne kommt, muss ein F-Stecker dran. Dazu gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder, Ihr zwickt den vorhandenen Antennenstecker ab und montiert an den Kabelstumpf einen F-Stecker (so habe ich es bei mir gemacht, da empfangstechnisch die sauberste Lösung), oder, wenn Ihr das Antennenkabel nicht beschädigen wollt, besorgt Ihr Euch im Zubehörhandel ein Adapterkabel, an dem der entsprechende weibliche Stecker dran ist (50 Ohm oder 150 Ohm), zwickt das Adapterkabel durch, und montiert daran den F-Stecker. Für Antennen mit dem alten 150 Ohm Stecker sollte es kein Problem sein, ein entsprechendes Adapterkabel zu finden, z. B. gibt es 150 Ohm Buchse auf 50 Ohm Stecker, oder einfach nur eine 150 Ohm Antennenkabelverlängerung. Für 50 Ohm ist es schon deutlich schwieriger, ein Kabel mit einer weiblichen 50 Ohm Buchse zu finden. Die gibt es, sind aber meist sehr teuer (z. B. 50 Ohm Buchse auf Fakra Stecker). Preiswerter geht es mit einem Adapterkabel für Phantomspeisung, das ist so ein "Metallröhrchen" mit weiblichem 50 Ohm Anschluss, an das man eine 12V Speiseleitung anschliessen kann, und einem kurzen Kabel, das in einem 50 Ohm Stecker endet. Die bekommt man z. B. auf eBay ab ca. 7 EUR. Solltet ihr eine Antenne haben, die Phantomspeisung benötigt, ist das übrigens die einfachste Lösung und der direkten Montage des F-Steckers am Antennenkabel vorzuziehen. Zum Thema Phantomspeisung später noch mehr.


    Für das Kabel vom Abzweiger zum Autoradio braucht ihr eigentlich nur den für Euer Autoradio passenden Stecker zu kaufen (gibt es sowohl für 50 als auch 150 Ohm Radios für ca. 1 EUR) und an einem passend für Eure Einbausituation abgelängtem Stück Antennenkabel zu montieren. Häufig geht das sogar ohne Löten, obwohl Löten signaltechnisch sauberer ist. Zum richtigen Anschluss des Koax-Kabels an den Antennenstecker bitte googeln. Prinzip: Innenleiter des Koax-Kabels an Innenleiter des Antennensteckers, Aussenleiter-Drahtgeflecht des Koax-Kabels an Aussenleiter des Antennenstecker. Ans andere Ende des Kabels vom Abzweiger zum Radio kommt dann ein F-Stecker.


    Bleibt noch das Kabel zum TMC-Empfänger. Ich habe wiederum das ganz normale Antennen-Fernsehkabel genommen. An die eine Seite einen F-Stecker dran, an die andere Seite den Klinkenstecker. Den gibt es in 4-polig für ca. 1 EUR im Elektronikgeschäft. An den entsprechenden Kontakt im Klinkenstecker, an dem der TMC-Empfänger das Antennensignal erwartet, wird dann der Innenleiter des Koax-Kabels angelötet. Hier ist es wichtig, dass das Aussenleiter-Drahtgeflecht des Koax-Kabels nicht mit dem TMC-Kontakt im Klinkenstecker in Berührung kommt. Ich habe es dazu so weit wie möglich abgezwickt und dann mit einem feinen Schraubendreher in die Plastikummantelung des Kabels zurückgedrückt.


    Dann kann man auch schon alles zusammenmontieren. Das Kabel von der Autoantenne wird an der Buchse "IN" angeschlossen, das Kabel zum Autoradio an "OUT", und das Kabel zum TMC-Empfänger an den Abzweig.


    Bilder, wie die Verkabelung bei mir aussieht gibts im Dateianhang (Leider etwas unscharf, und der TMC-Anschluss nicht angeschraubt)


    Phantomspeisung
    Soweit beschrieben funktioniert der Y-Adapter mit Antennen ohne Phantomspeisung. Als kurze Info, Phantompeisung ist ein 12V Gleichspannungsanteil, der auf das Antennenkabel gegeben wird, um einen in die Antenne eingebauten Antennenverstärker zu versorgen. Entweder wird die 12V Gleichspannung direkt vom Autoradio an der Antennenbuchse zur Verfügung gestellt (häufig der Fall bei Radios, die der Hersteller ab Werk einbaut), oder sie wird an einer Stelle in das Antennenkabel eingeschleift. Wichtig für das Überleben Eures TMC Empfängers oder PNAs ist, dass keine Phantomspeisespannung auf den TMC-Antennenstecker gelangt!


    Wie verhindert man das bei der Selbstbaulösung? - Man verwendet einen Abzweiger oder Verteiler mit kapazitiv entkoppelten Ein- und Ausgängen. Der von mir verwendete EAC01 besitzt diese Entkoppelung. Das heisst, sollte z. B. das Autoradio 12V Gleichspannung am Antennenausgang bereitstellen, so kommt von dieser Gleichspannung weder an der Buchse "OUT" noch am Abzweig was davon an. Bei der Wahl von anderen Abzweigerntypen also bitte vorher im Datenblatt nachsehen! Und vor allem gilt hier: Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste, also IMMER nachmessen, bevor der TMC-Empfänger angeschlossen wird. Das geht mit einem einfachen Multimeter, gemessen wird vom Innenleiter gegen Aussenleiter oder Fahrzeugmasse. Sollte das Multimeter 12V anzeigen, dann entkoppelt der Abzweiger/Verteiler nicht und Ihr dürft den TMC-Empfänger NICHT anschliessen.


    Aber was passiert nun mit Antennen, die eine Phantomspeisung benötigen, wenn der Abzweiger/Verteiler die vom Autoradio kommende Gleichspannung nicht durchlässt? In dem Fall müsst Ihr mittels geeignetem Adapter (siehe weiter oben) die Speisespannung zwischen Autoantenne und Abzweiger/Verteiler-Anschluss wieder einschleifen. Dazu kann man z.B. das am ISO-Stecker des Autoradios anliegende Signal für die elektrische Antenne anzapfen.


    Kosten
    Je nachdem, was man so an Adaptern für Phantomspeisung und Antennenanschluss benötigt, und ob man im Internet oder beim TV-Händler um die Ecke kauft, lässt sich die Selbstbaulösung für unter 10 EUR realisieren, wie z. B. in meinem Fall ohne Adapter für Phantomspeisung. Abzweiger gibt's z. B. bei Pollin schon für 50 Cent, aber Qualität zu kaufen (vor allem, wenn man ein ordentliches Datenblatt bekommt) hat ja bekanntlich noch nie geschadet :). Von den ganz billigen T-Stücken, die es z. B. im Baumarkt gibt, würde ich persönlich die Finger lassen.


    Impedanzen und Anpassungsverluste
    Die rundfunk- und fernsehtechnisch Versierten unter Euch haben sicher schon bemerkt, dass es bei der hier vorgeschlagenen Selbstbaulösung zu einer Impedanz-Fehlanpassung kommt, da die Antennentechnik im Auto entweder mit 150 Ohm Impedanz (DIN) oder 50 Ohm Impedanz (ISO, in neueren Autos) arbeitet, die Fernseh- und Satellitentechnik (also auch der hier verwendete Abzweiger) hingegen mit 75 OHm Impedanz. Dadurch kommt es an den Anschlüssen Abzweiger-Antenne und Abzweiger-Autoradio zu einer Impedanz-Fehlanpassung, die mit einem weiteren Empfangsleistungsverlust verbunden ist. In der Praxis ist das aber kein Drama, denn zum einen ist das Thema Impedanzanpassung bei Autoradios eh keine exakte Wissenschaft, siehe z. B. die häufig anzutreffenden Adapter von 150 Ohm Antennenanschlüssen an 50 Ohm Antennenstecker - die passen zwar die Bauform an, aber nicht die Impedanzen. Zum anderen beträgt der maximale Gesamtverlust durch die beiden Fehlanpassung "50 Ohm an 75 Ohm" auf der Strecke Antenne-Autoradio nach Leitungstheorie ca. 1,4 dB, abhängig von den verbauten Kabellängen auch weniger - ist also nicht die Welt. Noch unkritischer ist das bei dem TMC-Abzweig, denn die TMC-Empfänger haben mit hoher Wahrscheinlichkeit eh keine definierte Impedanz (Klinkenstecker...), also auch hier egal. Entscheidend ist letztendlich, wie gut die Lösung bei Euch in der Praxis funktioniert.


    Dann mal viel Spass beim Basteln!!

  • Und was muss ich bei einem Becker Navi anbauen?

    Einmal editiert, zuletzt von Florian Böhme ()

  • Hi,


    Dir ist schon klar das Du eine Leiche aus dem Keller ausgegraben hast??(
    Seit 6 Jahre gab hier kein neuen Beitrag. Und hier bekommst Du vielleicht eine Antwort auf Deine Frage.